Wir haben euch vor einiger Zeit ja mal verschiedene Schmerzmittel vorgestellt. Heute wollen wir das Schmerzgedächtnis vorstellen.
Schmerz ist eine Sinneswahrnehmung. Dafür sind im Körper sogenannte Nozirezeptoren. Sie melden zum Beispiel Verletzungen. Wie jeder weiß ist Schmerz unangenehm. Er hat eine Warn- und Schutzfunktion, um vor Schäden zu schützen. Als Tierarzt möchte man aber oftmals Schmerzen lindern. Bei ganz vielen Erkrankungen ist es sinnvoll ein Schmerzmittel in die Therapie mit einzubeziehen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für Schmerzmittel? Bei einer Krankheit immer dann wenn man die Krankheit entdeckt.
Aber wie ist es bei einem geplanten Eingriff? Zum Beispiel beim Enthornen von Kälbern oder einer Operation? Da haben sich viele Tierärzte angewöhnt das Rind in Narkose zu legen, es dann zu operieren und zum Abschluss gibt es Schmerzmittel. Ebenso sedieren viele Landwirte ihre Kälber mit Xylazin (welches so gut wie keine schmerzstillende Wirkung hat), enthornen die Kälber und geben ihnen anschließend das Schmerzmittel. Das ist so nicht zu empfehlen. Es gibt das sogenannte Schmerzgedächtnis. Das ist Schmerz der sich im Gedächtnis festgesetzt hat. Ein späterer Schmerzreiz wird dadurch stärker wahrgenommen, als er eigentlich ist. Teilweise kann er auch chronisch werden, dann werden Schmerzen empfunden, obwohl es dafür keine Ursache gibt. Um das zu vermeiden sollte man immer möglichst früh das Schmerzmittel geben.
Warum machen das viele falsch? Die Gabe von Schmerzmitteln wird gerne „postoperative Schmerzlinderung“ genannt. Das Wort „postoperativ“ bedeutet „nach der Operation“. Heute macht man aber eine „perioperative Schmerzlinderung“, das bedeutet „vor, während und nach der Operation“. Schmerzmittel in die Medikation vor der OP einzubeziehen führt zu einem geringeren Bedarf an Narkosemitteln, weniger Schmerzen während der OP und weniger Schmerzen nach der OP!
Take Home Message: Erst Schmerzmittel, dann Schmerz verursachen, auch in Narkose.
Übrigens sollte man auch das Antibiotikum gleich zu Beginn eines Eingriffs geben, falls man es ohnehin einplant. Dann kann der Wirkstoff schon einmal anfluten. Die Zeit der Operation können die Bakterien sonst schon zur Vermehrung nutzen.