Zumindest kann man eine Idee bekommen, vor allem wenn man noch kein Ergebnis der Diagnostik hat. Um das nochmal ganz klar zu sagen: Bei einem Bestandsproblem gehört die Diagnostik dazu. Manchmal halten sich nämlich nicht alle Durchfallerreger an den Plan. Prinzipiell geht fütterungsbedingter Durchfall natürlich immer. Das fängt bei den ganz Kleinen mit dem falsch angerührtem und getränkten MAT an und endet bei den Großen mit der falschen Ration oder ungeeignetem Grundfutter.
Bei den Neugeborenen bis zur 3. Lebenswoche sind vor allem die Erreger der neonatalen Diarrhoe zu vermuten, also Rotavirus, Coronavirus, E. coli, Clostridien und Cryptosporidien. Von Anfang an möglich sind E. coli und Clostridien. Diese sind ubiquitär und damit leicht zugänglich und haben nur kurze Inkubationszeiten von ca. 24 h. Beide Erreger können auch Septikämien verursachen. Hinter dem ohne Symptome verendeten Kalb kann also ein Durchfallerreger stecken. Enterotoxische E. coli sind dafür selten bei über 7 Tage alten Kälbern zu finden. Rota- und Coronaviren haben ebenfalls Inkubationszeiten um 24 h. Allerdings verzögert häufig das IgA aus dem Kolostrum die Erkrankung um einige Tage. Cryptosporidien hingegen haben eine Präpatenz von mindestens 4-6 Tagen, daher ist die Erkrankung vor dem 5. Tag nicht wahrscheinlich.
In der 2. Lebenswoche sind Kälber am anfälligsten für Salmonellen. Die Inkubationszeit beträgt 1-4 Tage. Auch hier ist ein septikämischer Verlauf möglich. Außerdem kommen Lungen- und Gelenksentzündungen vor.
Im späteren Lebensalter kommen dann die Parasiten ins Spiel. Kokzidien treten frühestens ab der 4. Lebenswoche auf, Giardien ab der 3. Das liegt einfach an der Dauer der Entwicklungszyklen.
Warum ist das wichtig zu wissen? Damit man sich darüber im Klaren ist, dass es zum Beispiel nicht sinnvoll ist bei einem 6 Wochen alten Kalb einen Fassisitest zu machen und nicht versucht ein 5 Tage altes Kalb gegen Giardien zu behandeln. Getreu dem Motto: Häufiges ist häufig, Seltenes ist selten.
Erreger am Geruch erkennen
Die meisten Durchfälle werden als übelriechend beschrieben. Daher riecht man tatsächlich, dass etwas nicht stimmt. Allerdings vom Geruch auf die Ursache zu schließen ist nicht sinnvoll. Dann kann man sich schon eher an die Farbe halten.