Wenn man ein Kalb vorgestellt bekommt, das drei Wochen nach einer Umstallung blutigen Durchfall hat, dann sollte man sofort an Kokzidiose denken. Das ist nämlich der typische Vorbericht für Eimeria bovis. Die Präpatenz (Zeit von der Aufnahme der Parasiten bis zum Zeitpunkt, wo man Eier bzw. Larven im Kot nachweisen kann) beträgt bei Eimeria bovis 18-21 Tage, also drei Wochen 😉 Neben diesem Parasiten kommen auch Eimeria zuernii (Präpatenz 15-17 Tage) und Eimeria alabamensis (Präpatenz 6-8 Tage) regelmäßig vor. Das ist wichtig, weil ein blutiger Durchfall nach einer Woche also auch eine Kokzidiose sein kann! Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Eimeria-Arten, die beim Rind vorkommen können.
Nicht alle Eimerien führen zu einer klinischen Erkrankung. Und selbst wenn man bei einem gesunden Rind Eimerien im Kot nachgewiesen hat, so bedeutet es nicht, dass die Erkrankung ausbricht. Meistens passiert es nur, wenn ein weiterer Faktor dazu kommt. Das kann zum Beispiel eine Umstallung, ein Transport oder eine Futterumstellung sein. Aufgrund der Präpatenz kann der Stressmoment aber einige Zeit zurückliegen.
Am Anfang der Erkrankung fressen die Kälber noch, die Körpertemperatur ist normal, aber der Kot wird weicher. Dann wird der Kot grün-grau, fängt an zu stinken und wird flüssiger. Nun kommt es zu einer Temperaturerhöhung, die Futteraufnahme sinkt. Manche Kälber stehen mit aufgekrümmtem Rücken oder treten gegen den Bauch. Wenn man dann immer noch nicht behandelt, kommt es zu wässrig-blutigem Durchfall. Durch dann einsetzendende Austrocknung kann die Körpertemperatur unter Normalwerte absinken.
Wenn man den blutigen Durchfall unter das Mikroskop legt, kann man Oozysten (eine Vermehrungsprodukt, das eine Zyste ist, aber wie ein Ei aussieht) finden. Darüber werden die Kokzidien übertragen. Leider sind sie relativ stabil in der Umwelt (überleben auf der Weide ein Jahr!) und nur mit speziellen Desinfektionsmitteln (DVG-Liste!) zu bekämpfen.
Eine Behandlung ist mit Antikokzidia möglich, zum Beispiel ein Triazin-Derivat (Diclazuril, Toltrazuril) oder Sulfonamide (z. B. Sulfadimidin). Unterstützend Schmerzmittel. Bei starkem Blutverlust zusätzlich Eisen. Bei Tenesmen (schmerzhafter Kotabsatz, vermehrtes Pressen) eventuell kurzzeitig das krampflösende Butylscopolamin. Im Extremfall kann es zu einem Mastdarmvorfall kommen. Wenn das Kalb stark ausgetrocknet ist hat man mit der Behandlung zu lange gewartet, dann benötigt es eine Infusion. Unterstützend sollte man während der Erkrankung Elektrolyttränke zur freien Aufnahme anbieten. Wenn der Darm stark angegriffen ist, kann man versuchen ihn mt Futterergänzungsmittel (welche z. B. Kümmelöl, Fenchelöl, Fichtennadelextrakt, Johannisbrotkernmehl oder Pectine enthalten) versuchen zu unterstützen.