Haarausfall bei Kälbern

Dieses Kalb ist etwa 2-3 Wochen alt und wurde gerade im Maststall eingestallt. Sofort fällt auf, dass es an allen möglichen Körperteilen Fell verloren hat. Was war passiert?

Eine Möglichkeit ist, dass es sich um einen Pansentrinker handelt. Normalerweise landet Milch durch den sogenannten Schlundrinnenreflex im Labmagen. Beim Pansentrinken landet sie jedoch im Pansen. Ursache kann z. B. eine Störung des Reflexes aufgrund zu kalter Milch sein, aber auch Stress und eine Erkrankung (Nabel-, Lungen-, Ohrenentzündung) oder Zwangstränken mit einem Drencher können es auslösen. Manchmal fließt auch Milch aus dem Labmagen zurück in den Pansen, wenn die Milchmenge zu groß für den Labmagen war. Im Pansen entsteht durch Bakterien dann Milchsäure und der pH-Wert sinkt. Man nennt dies Pansenazidose. Dadurch kann es zu einer Blutübersäuerung kommen.

Möglichkeit Zwei ist, dass dieses Kalb mal Neugeborenendurchfall hatte. Dabei verliert es mit dem dünnen Kot auch jede Menge Puffersubstanzen wie Natrium, Kalium und Hydrogenkarbonat. Deshalb raten viele Tierärzte dazu die durchfallkranken Kälber nicht nur mit Flüssigkeit, sondern auch mit Elektrolyten und Bikarbonat zu versorgen. Wird das nicht gemacht, dann kann es auch hier zu einer Azidose, also Übersäuerung, des Blutes kommen.

Was haben beide Krankheiten gemeinsam? Die Kälber können übersäuern. Diese metabolische Acidose führt später, nachdem der Durchfall bzw. das Pansentrinken behoben wurde, zu Haarausfall. Sieht man also ein nacktes Kalb mit völlig intakter Haut, dann ist vermutlich eine überstandene Übersäuerung die Ursache. Wieso genau die Haare dann ausfallen weiß man allerdings noch nicht. Aber: wenn die Haare weg sind ist die Ursache für den Haarausfall schon Geschichte. Dann braucht das Kalb keine Puffersubstanzen mehr als Therapie. Die Haare wachsen von alleine nach wenigen Wochen wieder nach.

Mastbullen die falsch gefüttert werden entwickeln auch oft eine Acidose und später dann Haarausfall. Bei Bullen ist er aber nicht so scharf abgegrenzt wie bei Kälbern, sondern diffuser.

Literaturtipp

Mayr, Sophie (2004): Untersuchungen zur Ursache des generalisierten Haarausfalls bei jungen Kälbern, Dissertation LMU München.