Geplatzte Harnblase beim Rind

Wer hätte das gedacht? Kälber haben nicht nur Husten und Durchfall. Heute geht es wieder um Urin. Auch wichtig. Das merkt man spätestens, wenn man nicht mehr pinkeln kann. So wie dieser Fresser.

Es war im Grunde so losgegangen wie im Beitrag mit der Harnröhrenruptur. Auch hier sind Steine eine mögliche Ursache für die verstopfte Harnröhre. Aber bei dem Rind auf den Bildern ist die Harnblase geplatzt. Bei einer geplatzten Harnblase sind Entzündungen viel häufiger die Ursache. Bei einer Entzündung im Harntrakt entstehen Fibrin und Eiter, die die Harnröhre verstopfen können. Diese Verstopfung ist weicher als bei einem Stein, daher geht nicht so häufig die Harnröhre kaputt wie bei Steinen. Die Blase ist jedoch durch eine Entzündung schon in Mitleidenschaft gezogen und neigt daher eher zum Platzen.

Der Urin ist dann im Bauchraum, man nennt es Uroperitoneum. In der Folge kommt es zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) und Urämie (Urin im Blut), dadurch verschlechtert sich der Allgemeinzustand zunehmend. Das kann soweit gehen, dass die Atemluft nach Urin riecht. Der Bauch wird zunehmend voller. Das Abdomen wird erst birnenförmig, später tonnenförmig. Wenn man die Bauchhöhle punktiert tritt Urin aus, manchmal mit Blut vermischt. Bei dem Rind auf den Bildern konnte man sogar beim Punktieren der Brusthöhle Urin bekommen. Über den Hiatus oesophageus, also das Loch im Zwerchfell wo die Speiseröhre durch geht, war der Urin vermutlich dahin gelangt.
Theoretisch gibt es Operationsmöglichkeiten. Man muss die Engstelle der Harnröhre umgehen und den Urin aus der Bauchhöhle bekommen. Der Riss in der Blase kann dann sogar spontan heilen. In der Regel wird aus Kostengründen jedoch eine Euthanasie erfolgen. Zumal die Heilungsaussichten nicht so sonderlich gut sind.

Literatur

Gronau, Stefanie (2003): Aetiologie, Klinik und Prognose bei männlichen Rindern mit Harnröhrenverschluss. – Dissertation, LMU München.