Ohrräude (durch Saugmilben, Psoroptes cuniculi) bei Ziegen

Auf den Fotos sieht man eine Ziege mit krustigen Veränderungen des äußeren Ohrs. Ist bei Ziegen nur das Ohr betroffen, so sind es meistens Milben der Gattung Psoroptes, ist auch der weitere Kopf betroffen oder der Patient ein Schaf, so können es auch Sarkoptesmilben sein. Die von Milben ausgelösten borkigen Hautentzündungen muss man unbedingt behandeln, denn sie sehen nicht nur unschön aus, sondern jucken und können eine Eintrittspforte für Bakterien sein.

Milbenbefall bei kleinen Wiederkäuern ist bei uns ein typischer Fall für die sogenannte „Blickdiagnose“, sprich: wir gucken uns den Patienten an und machen keine Labordiagnostik. Stattdessen wird eine diagnostische Therapie eingeleitet. Wenn die Therapie hilft, dann kann die Diagnose nicht ganz falsch gewesen sein. Die Diagnostik mittels Hautgeschabsel und mikroskopischer Untersuchung (nach aufkochen in 10 % Kalilauge) ist aber kein Hexenwerk. Findet man keine Milben, so heißt es aber leider nicht, dass die Milben nicht die Krankheitsursache sind, sondern nur, dass man keine gefunden hat.

Zur Therapie sind in unseren Augen makrozyklische Laktone (z. B. Ivermectin oder Doramectin) am geeignetsten, aber auch mit Phoxim ist eine Behandlung möglich. Damit die Räude nicht wieder auftritt, muss der gesamte Bestand dreimal im Abstand von zehn Tagen behandelt werden. Auch Tiere die (derzeit) keine Symptome zeigen, denn sie können Träger der Milben sein. Falls es bei dem Ziegenhalter potentielle Überträger (z. B. Pferde, Kaninchen, Meerschweinchen) gibt, so sind diese in die Räudesanierung mit einzubeziehen.

Es gibt bei Schafen und Ziegen drei häufige Räude-Milben. Das Krankheitsbild der Haut ist immer ähnlich, aber die bevorzugte Stelle der Erkrankung unterscheidet sich. Während Saugmilben (Psoroptes) bei der Ziege die Ohrräude (Psoroptes cuniculi) auslösen, verursachen sie beim Schaf die Körper-Räude (Psoroptes ovis). Grabmilben (Sarcoptes) lösen bei Schafen und Ziegen die Kopfräude aus. Nagemilben (Chorioptes) kommen bei Ziegen selten vor, beim Schaf lösen sie die Fußräude aus.

Literatur:

Winkelmann, J. & M. Ganter (2008): Farbatlas Schaf- und Ziegen-krankheiten. – Ulmer-Verlag, 160 S.


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