Kastration mittels Burdizzo-Zange bei Schafen und Ziegen (kleine Wiederkäuer-Spezial)

Schon wieder Kastration? Moment – dazu gab es doch gerade erst einen Beitrag… Richtig, aber heute geht es um die Besonderheiten der kleinen Wiederkäuer, sprich Schaf und Ziege.

Zunächst die Wahl des richtigen Zeitpunkts: Schon rein anatomisch bieten männliche kleine Wiederkäuer mit dem langen fadenförmigen Fortsatz ihrer Harnröhre (Processus urethrae) eine Besonderheit. Da Testosteroneinfluss für die Weite der Harnröhre wichtig ist, neigen Frühkastraten zu einer Verengung derselben. Werden diese Tiere dann noch konzentratreich gefüttert (Brot, Getreide…) und/oder nehmen nicht genug Wasser auf, begünstigt dies die Entstehung von Harnsteinen (Urolithiasis), die dann bevorzugt in dem engen Harnröhrenfädchen steckenbleiben können.

Generell sollte möglichst in einer fliegenfreien Zeit kastriert werden. Ist dies nicht möglich muss ein Repellent aufgetragen werden.

Hinsichtlich der Methodenwahl gehen wir im Folgenden immer von einem gesunden, anatomisch korrekten Tier aus und konzentrieren uns auf die unblutige Methode mittels der Kastrationszange. Kleine Wiederkäuer haben ein deutlich erhöhtes Risiko an Tetanus (Wundstarrkrampf) zu erkranken. Dies favorisiert bei uns das unblutige „Klemmen“. Grundsätzlich sollte vor dem Eingriff der Impfstatus abgefragt und gegebenenfalls Tetanusserum verabreicht werden. Auch das Klemmen mit der Burdizzo-Zange verursacht Hautläsionen die als Eintrittspforte dienen können. Daher ist auch bei dieser Methode das „OP-Feld“ zu rasieren/scheren, zu entfetten und zu desinfizieren.

Die Schmerzausschaltung ist ab der vierten Lebenswoche zwingend vorgeschrieben. Es hat sich eine Kombination aus Lokalanästhesie in der Umgebung des Samenstranges (bis max. 5 ml eines 2 %igen Lokalanästhetikums), sowie einer Ketaminanästhesie bewährt. Die Gabe von Xylazin ist bei Ziegen und Bergschafen (inkl. Kreuzungen) aufgrund deutlich schlechterer Verträglichkeit (nur halbe Schafdosis verwenden) risikobehaftet. Tipp für die nicht so rassekundigen: Schafe mit Hängeohren – Obacht mit dem Xylazin! Für den postoperativen Schmerz sollte zusätzlich ein Schmerzmittel verabreicht werden.

Rein technisch ist bei Schaf und Ziege das „Platzangebot“ zum Kneifen etwas begrenzter. Um nicht aus Versehen den Penis (liegt ja bei Rind, Schaf und Ziege in einer Schleife, Flexura sigmoidea, unter dem Bauch) zu erwischen, zieht den Hodensack stramm nach unten und orientiert euch caudal des letzten Zitzenpaares. Dann kann euch eigentlich Nichts passieren.

Kastrierte männliche Schafe heißen Hammel. Kastrierte männliche Ziegen nennt man Mönch.

Und nur zur Erinnerung, da die Frage doch häufiger auftaucht: die Kastration mittels elastischer Ringe ist in Deutschland verboten!