Auf dem ersten Bild seht ihr ein paar Kälber in einer Reihe stehen. Was fällt auf? Ein Kalb hat eine durch Blut eingefärbte rote Schwanzspitze. Die anderen Kälber haben ihren Schwanz zwischen die Beine geklemmt. Warum? Ein Buchtengenosse ist offenbar ein sogenannter Schwanzbeißer. Das kennt man ja eigentlich nur vom Mastschwein. Wobei das beim Kalb nicht immer ein wirklicher Beißer ist, sondern oft ein Schwanzsauger, oder es wird zusätzlich ein bisschen drauf herum gekaut.
Diese Verhaltensstörung ist selten, kommt aber in allen Formen der Kälberhaltung (z. B. auf Milchviehbetrieben, in der Fresseraufzucht und in der Kälbermast) schon mal vor. Es gibt sie sowohl auf Spaltenboden, als auch auf Stroh.
Das Besaugen tritt in erster Linie nach der Fütterung auf. Bei der Milchfütterung an Kälber gibt es nämlich ein paar Dinge, die sind am Euter anders als bei der Eimertränke. Die Saugdauer bei der Kuh ist 8-10 Minuten, ein Eimer ist aber schon nach 2-3 Minuten leer (wenn es keine ad libitum Tränke ist). Außerdem werden Kälber vom Menschen nur zwei mal am Tag getränkt, die Kuh macht es aber etwa 10 mal pro Tag. Am Eimer (oder Tränkeautomat) ist zudem auch viel weniger Saugarbeit nötig. Daher wird das Saugbedürfnis beim Kalb oft nicht gestillt. Viele Kälber nehmen das stoisch hin, aber manche entwickeln eben eine Verhaltensstörung.
Die Therapie kann man als Beschäftigung in Form von Gumminippeln zum Besaugen oder einem aufgehangen Ball zum dagegenboxen probieren. Das hilft aber nur wenn man es frühzeitig erkennt und die Kälber sich die Verhaltensstörung nicht zu sehr angewöhnt haben. Die blutigen Schwänze sollte man mit einem Antibiotikum versorgen, um Sekundärinfektionen zu verhindern. Zudem ein Schmerzmittel. Wenn sich der Schwanz entzündet hat, dann muss man ihn ggf. amputieren.