Richtwerte zur Kälbergesundheit in Milchvieh-betrieben

Zwischen gefühlter Wahrheit und der Wirklichkeit liegen manchmal Welten. Bei noch so gutem Management schafft man es nicht die Erkrankungsrate dauerhaft auf null zu senken. Gibt es wirklich viele Nabelinfektionen auf dem Betrieb? Sind die Kälber mehr am Husten als normal ist? Dazu muss man die Zahlen eines Betriebes mit Richtwerten vergleichen. Im Bild haben wir welche angegeben.

Die Totgeburtenrate kann man sich in der HIT-Datenbank nicht so schön holen, da werden oftmals die Kälber gar nicht erst gemeldet. Daher sind die Daten von der Tierkörperbeseitigungsanstalt aussagekräftiger. Für die Erkrankungen ist eine gute Dokumentation notwendig, was bei der Anwendung von Tierarzneimitteln aber ohnehin vorgeschrieben ist. Schon bei der Datenerfassung die Daten zu schönen ergibt keinen Sinn, betrügt man sich nur selbst und hilft nicht sich zu verbessern. Datenerheben ist auch nicht „ein paar“, „nicht viele“ oder „schon einige“. Man muss konsequent Buch führen!

Ein paar Tipps für gesündere Kälber:

  • Umstallen der Kuh bereits 14 Tage vor dem errechneten Geburtstermin in den sauberen Abkalbebereich.
  • Geburtshilfe: so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
  • Kälber stecken sich bei den Kühen mit Erregern von Atemwegs- und Durchfallerkrankungen an, daher die Kälber von der Kuh schnell wegnehmen, bevor die Kälber stehen können.
  • Desinfektion des Nabels nach der Geburt.
  • Kolostrumqualität, Kolostrumquantität, Kolostrummanagement. Das ist das A und O bei Kälbern. Zur Überprüfung der Kolostrumversorgung haben wir vor einiger Zeit schon einmal einen Beitrag gehabt.
  • Rauhfutter und Tränkwasser zur freien Verfügung auch schon für Kälber in der ersten Lebenswoche.
  • Umstallen von Aufzuchtkälbern so selten wie möglich.
  • Absetzen der Kälber nicht nach Alter, sondern wenn sie 1,5 kg Kraftfutter pro Tag fressen.

Wer bei diesen Punkten Schwachstellen hat braucht sich um die Eisenversorgung der Kälber und die Selenversorgung der Kühe noch keine Gedanken machen.