Das weibliche Tier bildet ein Euter. Das ist ja eigentlich keine Überraschung. Nun sagt der Landwirt aber, dass das Tier nicht besamt wurde. Das ist glaubwürdig, da es sich um ein Mastrind handelt. Trotzdem ist es sinnvoll eine Trächtigkeit auszuschließen. Die kann nämlich auch durch direkten Kontakt zwischen männlichen und weiblichen Individuen zustande kommen. Die TU war negativ und das Euter ist immer noch da. Das kann mehrere Ursachen haben. Eine ist das Besaugen durch andere Tiere. Das Tränken aus dem offenen Trog befriedigt das Saugbedürfnis nicht ausreichend und am Maul verbleibenden Milchreste regen das Saugen zusätzlich an. Wenn das Saugbedürfinis dann am Euter anderer Tiere befriedigt wird, kann es zur Euterbildung bis hin zu einer Art Milcheinschuss kommen.
Daher muss auch kontrolliert werden, ob eine Mastitis entstanden ist. Von Anmelken ist allerdings dringend abzuraten. Ein weiterer Faktor beim Besaugen mangelhafte Rohfaserversorgung. Die führt nämlich zu einer verminderten Wiederkautätigkeit und wenn Rinder nicht mit wiederkauen beschäftigt sind, haben sie einfach zuviel Freizeit.
Ein weiterer Grund können Phytoöstrogene im Futter sein. Diese stammen aus manchen Klee- und Luzernearten und können wie der Name schon sagt östrogenähnliche Wirkung haben. Es gibt übrigens auch Mykotoxine, die das können. Für die Verrückten unter uns muss man bedenken, dass es auch östrogensezernierende Eierstocktumoren gibt. Am Ende gilt das Zitat einer geschätzten Kollegin: Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten. Es war in diesem Fall auch das Besaugen durch andere Tiere. Nachdem der Übeltäter gefunden und einzeln aufgestellt wurde, war der Spuk vorbei.