Wenn die Kuh erstmal liegt ist es nach Untersuchung und Diagnosestellung wichtig sie entsprechend zu pflegen, damit sie im besten Falle wieder aufsteht.
Also aufgemerkt:
Der Kuh einen Ort suchen wo sie weich, rutschfest und geschützt vor Wind und Wetter liegen kann (Strohbox, Torf, Späne oder ein schattiger Platz auf der Wiese) und ihre Kolleginnen nicht ständig an ihr vorbei oder über sie rüber müssen.
Stetes Vorhandensein von Futter und Wasser in erreichbarer Nähe (Hunger und Durst sind keine tiergerechte Aufstehmotivation). Auf dem 2. Bild seht ihr flexible Gummitröge, die nicht kaputt gehen können, wenn die Kuh sich darauflegt.
Regelmäßiges Wenden der Kuh (bis zu 4x täglich), sollte sie sich nicht von selbst in eine andere Position (Seitenwechsel) bringen können (bitte nicht über den Rücken drehen). Kühe haben per se ein hohes Eigengewicht. Dadurch entstehen bei unphysiologisch langem Liegen „eingeschlafene Füße“, da Nerven komprimiert und die Durchblutung der untenliegenden Gliedmaßen reduziert werden und es entstehen Druckstellen/Dekubitus.
Ist der Untergrund glatt sollte dem Tier eine Fußfessel angelegt werden, um weitere Verletzungen bei Aufstehversuchen zu vermeiden.
Bei längerer Liegezeit Einreiben der Beine und des Rückens mit durchblutungsfördernden Salben, um die Zirkulation anzuregen.
Geduld: Manche Kühe brauchen 2-3 Wochen bis sie wieder stehen können. Das ist natürlich abhängig von der Grunderkrankung, aber eben auch ganz entscheidend von der Pflege.
Trinkt und frisst das Tier, kaut wieder, ist aufmerksam und wendet sich selbst kann man ihm einfach Zeit geben (inklusive nötiger medikamentöser Behandlung wie Schmerzmittel, Vitamine etc.).
Beachtung des Laktationsstadiums. Ist der Festlieger ein Trockensteher, erübrigt sich die Frage nach dem Melken. Kühe die voll in der Milchproduktion stehen sollten aber mit einer mobilen Melkanlage oder per Hand abgemolken werden. Denn mit dem Festliegen erhöht sich auch das Mastitisrisiko (wenn eine Mastitis nicht eh schon die Ursache dafür ist).
Der Charakter der Kuh ist mitentscheidend. Manche sind Kämpfer, andere wiederum sind von ihren „Fehlversuchen“ so frustriert, dass sie sich aufgeben.
Daher ist es wichtig Aufhebeversuche zu machen (so selten wie möglich, so oft wie nötig). Dies erfolgt häufig mit der Beckenklammer. Zu diesem Hilfsmittel haben wir ein gespaltenes Verhältnis. Man sollte immer Bedenken, dass man die Kuh mit ihrem ganzen Körpergewicht (650-800kg) daran aufhängt. Das kann für das Tier sehr unangenehm sein und führt bei zu häufiger Benutzung zu großflächigen Einblutungen in die Muskulatur und starker Schwellung an den Hüfthöckern. Keinesfalls darf man die Kühe darin länger hängenlassen.
Für die Frischlinge in unserem Beruf:
Nehmt die Blutprobe für die CK-Bestimmung IMMER vor dem 1. Transport oder Aufhebeversuch und bittet eure Landwirte (wenn möglich) auf euer Eintreffen zu warten. Durch den Einsatz der Klammer entstehen Muskelschädigungen, die den CK-Wert nach oben schnellen lassen. Er wird dadurch verfälscht.
Zudem ist es gut für den Tierarzt diesen Moment mitzuerleben, um zu schauen wie die Kuh sich verhält und gleich eine Untersuchung (inkl. Euter, liegt die Kuh später ja wieder drauf!) durchzuführen.
Sonst seid ihr auf den mündlichen Vorbericht des Landwirts angewiesen!
Denkt auch immer an eure eigene Sicherheit. Die Tiere können mit dem Kopf schlagen oder aus der Klammer rutschen. Auch die Absprache mit der Person die den Radlader o.Ä. bewegt ist wichtig. Immer laute und deutlich Ansagen machen, damit keine Missverständnisse entstehen.
Eine schonendere Alternative ist die Verwendung eines Aufhebe-Geschirrs. Es wird der Kuh einmalig angezogen und verteilt das Gewicht über zahlreiche Gurte auf viele Stellen am Körper. Manche Betriebe nutzen auch Gurtkonstruktionen Marke Eigenbau.
Der Rosenberger beschreibt auch Wassercontainer für Kühe in denen sie mit Hilfe ihres eigenen Auftriebs wieder zum Stehen gebracht werden sollen.
Falls ihr jemanden kennt der sowas verwendet sind wir gespannt auf eure Erfahrungen. Im wahren Leben hat das nämlich noch keiner von uns gesehen.