Wie ihr schon gemerkt habt, sind wir große Fans von Diagnostik. Deswegen heute mal was zum Thema Festliegerdiagnostik.
Nachdem man bei der klinischen Untersuchung der liegenden Kuh im besten Fall durch sauberes Stroh gekrabbelt ist und festgestellt hat, dass alle vier Beine noch dran sind, kommt man zu dem Schluss, dass eine Blutprobe her muss. Wichtig ist, dass man die Probe vor der Calciuminfusion nimmt. Nur was untersucht man bei Verdacht auf Milchfieber jetzt? Calcium ist natürlich naheliegend, aber auch Phosphor und Magnesium sind sinnvoll. Bei der Beurteilung dieser beiden Werte ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Hypocalcämie häufig mit einer geringgradigen Hypermagnesiämie sowie einer Hypophosphatämie einhergeht.
Auf dem Bild sind noch zwei weitere Werte gemessen worden: AST (Aspertat-Amino-Transferase) und CK ( Creatinkinase). Diese beiden Werte sind bei Muskelschäden erhöht. Allerdings gilt hier zu beachten, dass Tiere, die schon länger festliegen, allein durch das Festliegen erhöhte Werte aufweisen können.
Bei dieser Patientin bestand kein Verdacht auf ein Leberproblem. Sollte dieser bestehen, würde man noch den Gesamtbilirubinwert (TBil), Gamma-Glutamyl-Transferase (y-GT) und die Glutamatdehydrogenase (GLDH) untersuchen.
In den meisten Fällen gibt man bei Verdacht auf Hypocalcämie die erste Infusion direkt nach der Probe ohne schon das Ergebnis zu kennen, da man die Probe erst in der Praxis untersuchen kann und das Hin- und Herfahren zu lange dauert. Mittlerweile gibt es aber auch die Möglichkeit zumindest den Calciumwert direkt im Stall zu bestimmen.
Nach klinischer Untersuchung und gründlicher Anamnese lässt sich im Stall eine Verdachtsdiagnose stellen, für die weitere Behandlung können die Ergebnisse aus der Blutprobe dann aber sinnvoll sein. Im Bezug auf die Verdachtsdiagnose gilt dieses Zitat: Wenn man in Norddeutschland Hufgetrappel hört, könnte es ein Zebra sein, wahrscheinlicher ist aber ein Pferd. Wir halten uns an das Pferd und behalten das Zebra im Hinterkopf.