Wie ist es um die Eisenversorgung von Kälbern bestellt?

Heute seht ihr eine Auswertung von genau 100 Blutproben (100 Kälber, 100 Betriebe). Zum Zeitpunkt der Blutentnahme waren die Kälber 2-4 Wochen alt. Diese Blutproben haben wir, je nach Krankheitsbild, unter anderem auf Hämoglobin (Hb) untersucht. Das ist der rote Blutfarbstoff. Etwa die Hälfte der Kälber hat weniger als 6 mmol/l Hb. Das ist sogar für die Milchmast, mit dem Ziel des weißen Kalbfleischs zu wenig, dort ist der Zielwert 6 mmol/l. In der Aufzucht von Milchkühen und Bullen sollte man sogar mehr als 8 mmol/l anstreben, dies erreichen nicht einmal 15 % der Kälber. Sprich viele Kälber haben eine Blutarmut (Anämie).

Ein zentraler Bestandteil des Hämoglobins ist Eisen, daher handelt es sich bei Kälbern in der Regel um eine Eisenmangelanämie. Eisen ist für den Sauerstofftransport absolut notwendig, außerdem für das Immunsystem wichtig. Nicht zuletzt bedeuten höhere Hb-Werte auch höhere Tageszunahmen!

Warum haben so viele Kälber zu wenig Eisen? Ganz einfach: offenbar wurden ganz viele auf ihren Betrieben nicht mit Eisen versorgt. Grundsätzlich mögliche Ursachen sind aber auch Verletzungen, Labmagengeschwüre, blutiger Durchfall und einige noch seltenere Dinge. Die häufigste Ursache ist aber Eisenmangel.

Die Kuhmütter sind immer über das Grundfutter mit Eisen überversorgt, dennoch gelangt dieses Eisen nicht ausreichend in die Kälber. In Leber und Milz hat das Kalb bei der Geburt etwas Eisen gespeichert, dieser Speicher reicht aber nur für eine kurze Zeit. Die Biestmilch hat noch relativ viel Eisen (ca. 2 mg/l), Vollmilch aber nur 0,5 mg/l. Ein Kalb benötigt etwa 100 mg Eisen pro Tag. Es müsste also 50 Liter Biestmilch oder 200 Liter Vollmilch pro Tag trinken. Das schafft es beim besten Willen nicht. Gesetzlich muss Milchaustauscher 30 mg Eisen pro kg Trockensubstanz enthalten, für eine gute Eisenversorgung sind aber min. 70 mg Eisen/kg TS nötig. In Vollmilch sind für das Kalb außerdem Zink, Mangan, Kupfer, Selen und die Vitamine A & D zu wenig enthalten. Bei Wildrindern ist dieses Problem nicht so gravierend, denn Wildtiere wachsen viel langsamer, haben immer Kontakt zu mineralienreicher Erde und beginnen früher mit der Beifutteraufnahme.