Heute seht ihr auf den Bildern einen Jungbullen mit „typischer“ Sägebockartiger Stellung: vorgestreckte Vorderbeine und aufgekrümmter Rücken. Auf dem Foto mit der Klaue seht ihr, wieso das so ist. Das Rind hat Rehe. Ja, nicht nur ein Pferdetierarzt behandelt Rehe, auch in der Rindermedizin kann man auf Klauenrehe treffen. Man nennt diese Erkrankung auch Laminitis oder Pododermatitis aseptica diffusa. Es sind also die Klauen (bzw. die Lederhaut) entzündet, aber nicht aufgrund von Bakterien. Am Anfang des ganzen steht die Lockerung des Aufhängeapparates und es kommt zum Absenken des Klauenbeins. Im Anschluss entsteht Druck auf die Klauenlederhaut und sie wird geschädigt. Nach ein paar Wochen kann man rötliche Verfärbungen im Sohlenbereich der Klauen beobachten, die von Einblutungen stammen.
Beim Rind wurde früher erzählt, dass es daran liegen würde, dass zu viel Eiweiß im Futter ist. Das sieht man heute anders. Die Klauenrehe ist die Folge einer anderen Grunderkrankung. Beim Mastbullen beispielsweise aufgrund einer Pansenübersäuerung. Daher ist es wichtig genügend Rohfaser (und peNDF, siehe Beitrag zur Bullenfütterung) in der Ration zu haben. Bei Kühen kann die Grunderkrankung auch eine Gebärmutterentzündung oder Euterentzündung sein. Diese Krankheiten können zu Endotoxin-Bildung führen und so den Aufhängeapparat schädigen.
Die Rehe verursacht starke Schmerzen, die sich in der merkwürdigen Haltung des Bullen zeigen. Erkrankte Rinder liegen vermehrt, fressen schlechter und ihre Leistung (Milch, Zunahmen) brechen ein.
Zur Therapie muss natürlich die Grunderkrankung behandelt werden. Außerdem sollte die Durchblutung der Klauen mit blutverdünnenden Medikamenten (Natriumsalicylat) verbessert werden. Rinder mit Klauenrehe sollten in eine Strohbucht umgestallt werden, um den Druck etwas von den Klauen zu nehmen. Schmerzmittel sind nicht unbedingt sinnvoll, dann werden die Klauen vermehrt belastet. Dexamethason ist gefäßverengend und daher nicht sinnvoll.
Folgeerkrankungen einer Rehe können Ballenhornfäule, Rusterholzsches Sohlengeschwür und Klauenbeindurchbruch sein.