Harnsteine beim Rind

Wenn man von Urolithiasis spricht sind damit Harnsteine in harnableitenden Organen gemeint. Auf den Fotos seht ihr Harngrieß in den Pinselhaaren eines Rindes.

Die Ursachen für Harnsteine sind vielfältig, oft eine Kombination dieser Faktoren:

  • zu viel Kraftfutter: proteinreich
  • Nierenschäden: gestörte Filtration von Proteinen
  • Vitamin A-Mangel: Verhornung des Epithels in Harnwegen
  • Entzündungen im Harntrakt: Epithelschäden, Nekrosen
  • Überversorgung mit Mineralien: Kalzium, Phosphor, Magnesium
  • Unterversorgung mit Salz: NaCl
  • unregelmäßige Fütterung: Schwankungen in Urinkonzentration & pH-Wert
  • geringe Wasseraufnahme: es wird weniger rausgespült, aus Nippeln trinken Rinder weniger als aus Schalentränken
  • Aufnahme von Östrogenen: z.B. aus Soja, Klee & Luzerne, wirken auf die Epithelien der Harnwege
  • Hyperparathyreoidismus: führt zu erhöhter Kalzium-Ausscheidung im Harn
  • Übersäuerung/Acidose: führt zu vermehrtem Phosphor im Harn
  • Bicarbonat im Futter: führt zu Alkalisierung des Harns und fördert so Struvitsteinbildung

Es gibt mehrere Theorien zur Harnstein-Entstehung. Harn ist eine übersättigte Lösung, wenn nicht genug Stoffe enthalten sind, die eine Kristallbildung unterdrücken (Inibitormangeltheorie) oder es mehr steinbildende Stoffe als Puffer gibt (Kristallisationstheorie) entstehen Harnsteine. Insbesondere wenn eine organische Matrix (Mukoproteine) vorhanden ist, an die sich die steinbildenden Substanzen nur noch anlagern müssen (Matrixtheorie).

Bei Mastrindern kommen vor allem Struvitsteine vor, sie bestehen aus Ammonium, Magnesium & Phosphat.

Nur weil es Harnsteine gibt muss es nicht zu Verstopfungen der Harnröhre kommen. Werden die Steine klein genug ausgespült passiert nichts. Ein gesteigerter Salzgehalt (NaCl) im Futter führt zu mehr Durst bei den Rindern, sie trinken mehr und die Steinchen werden schon rausgespült, bevor sie zu groß für die Harnröhre sind. Bei fehlendem Harnabsatz ist eine Therapie mittels Spasmolytika, Schmerzmitteln & Antibiotika (die über den Urin ausgeschieden werden) zu empfehlen. Manchmal gehen die Steine dann spontan ab. Wenn der Harnabfluss länger als einen Tag nicht möglich war sind die Chancen allerdings schlecht.

Literatur

Gronau, Stefanie (2003): Aetiologie, Klinik und Prognose bei männlichen Rindern mit Harnröhrenverschluss. – Dissertation, LMU München.