Iod und Schilddrüse bei Kühen

Iod ist ein Spurenelement. Dieses Mineral wird also nur in geringen Mengen benötigt. Der Körper braucht es zwingend als Bestandteil von Schilddrüsenhormonen. Diese regulieren den Stoffwechsel, sind für die normale Funktion fast aller Gewebe unentbehrlich und sind für das Wachstum notwendig, außerdem an der Knochenbildung und Gehirnentwicklung beteiligt.

Pflanzen benötigen kein Iod, nehmen im Boden befindliches Iod aber dennoch auf. Je weiter weg vom Meer eine Pflanze wächst, desto weniger Iod enthält der Boden. Dennoch ist ganz Deutschland ein Iodmangelgebiet, die Unterversorgung ist bei Mensch und Tier also häufiger als eine Überversorgung. Beim Mensch wird daher zur Verwendung von jodiertem Speisesalz geraten.

Mit der Nahrung aufgenommenes Jod wird bei Wiederkäuern im Pansen und Blättermagen nahezu vollständig resorbiert. Über das Blut wird es zu Schilddrüse geleitet, dort werden 80 % des Iods im Körper gespeichert und die iodhaltigen Schilddrüsenhormone produziert. Sollte es überschüssiges Iod geben, so wird es über Harn, Kot und Milch ausgeschieden.

Je höher die Milchleistung einer Kuh, desto größer ist ihr Iodbedarf. Eine erhöhte Iodzufuhr führt zu einer höheren Milchleistung. Laktierende Kühe haben physiologisch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), insbesondere in der ersten Phase der Laktation während der negativen Energiebilianz.

Iod sollte in der Ration einer Kuh mit 0,5 mg/kg Trockensubstanz vorhanden sein, bei Mastrindern und Kälbern genügen 0,25 mg/kg TS. Gras, Klee, Heu und Stroh enthalten aber nur 0,1-0,3 mg/kg TS. Es gibt Höchstmengen für Iod im Futter, welche aber deutlich über dem Bedarf liegen.

Iodmangel bei tragenden Kühen kann zu Aborten und unterentwickelten Kälbern führen, außerdem zur Beeinträchtigung des Immunsystems (insbesondere des Thymus) und somit zu Durchfall. Erwachsene Rinder leiden seltener unter Iodmangel, es kann zur Brunstschwäche und Unfruchtbarkeit kommen. Schafe und Ziegen sind anfälliger für Iodmangel als Kühe, insbesondere in Form von verzögertem Wachstum und schlechter Wollqualität, aber auch Reproduktionsstörungen.

Zur Diagnose genügt das klinische Bild allein nicht. Die Vergrößerung der Schilddrüse („Kropf“) ist nur bei schwerem Iodmangel zu erkennen. Zur Überprüfung der Versorgungslage ist die Iodkonzentration im Blutserum oder Heparin-Plasma aussagekräftiger, gut sind 70-230 µg/l.

Zur Therapie eines Iodmangels muss der Iodgehalt im Futter erhöht werden, beispielsweise über Zugabe von Kaliumiodid. Da dies im Kraftfutter aber eigentlich immer ohnehin schon enthalten ist, kommt Iodmangel bei Rindern in Deutschland selten vor. Standartmäßig Iod oder Schilddrüsenhormone beim Rind zu bestimmen ist also nicht sehr zielführend.

Literatur

Schmiemann, N. (2015): Untersuchungen zur Iodversorgung von Milchkühen. – Disseration, FU Berlin, 161 S.