Hodenentzündung beim Kalb

Der telefonische Vorbericht für dieses Kalb war: „Ich habe hier ein Beuteltier mit Klötzen groß wie Boxsäcke und rot sind die auch“. Ok, ein paar Infos: mit Beuteltieren sind männliche Exemplare gemeint. Der Beutel ist der Hodensack. Die Klötze sind die Hoden. Wie ihr auf den Bildern seht hat der Landwirt etwas übertrieben. Oder es ist halt ein kleiner Boxsack. Aber im Vergleich mit einem gleich alten Kalb (zweites Foto) sieht man den Unterschied deutlich.

Das Kalb hat eine Hodenentzündung, also eine juvenile Orchitis. Das kann durch ein Trauma (Schlag, Tritt) oder durch Bakterien entstehen.

Die Hoden sind angeschwollen und dadurch größer, zudem sind sie gerötet und warm. Wenn man die Hoden zur Untersuchung anfasst, dann treten die Kälber. Offenbar tut das weh. Manchmal zeigen solche Kälber Fressunlust.

Die Behandlung besteht unter anderem aus einem Antibiotikum. Männliche Tierärzte machen das automatisch, den weiblichen Tierärztinnen sei gesagt: gebt unbedingt auch ein Schmerzmittel.

Als Differentialdiagnosen kommen in Betracht:
-Leistenbruch, Hernia inguinalus
-Hodenbruch, Hernia scrotalis
-Hodenabszess
-Hodentorsion/-verdrehung
-Hodenhämatom/-bluterguss
-Hodentumor
-Brucellose (Achtung: schon der Verdacht ist in Deutschland anzeigepflichtig)

Zum Vergleich: vor der Behandlung und eine Woche später