Cerebrocorticalnekrose beim Rind: Sternenguckerkrankheit

Dieses Kalb hat Cerebrocorticalnekrose, weil das Wort so lang ist wird es meist mit CCN abgekürzt. Es kommt zu dieser Erkrankung durch ein Hirnödem infolge Vitamin B1-Mangels (Thiamin-Mangel). Der Erkrankung ist oftmals eine Futterumstellung auf die Mastration vorangegangen. Meistens sind jüngere Rinder bis 18 Monate betroffen. Aber nicht alle Tiere mit einem biochemischen Thiamin-Mangel zeigen die Symptome. Kälber die ausschließlich mit Milchaustauschern gefüttert werden haben oft eine zu niedrige Thiamin-Aufnahme, daher ist die Zufütterung von Festfutter unter anderem so wichtig. Bei kraftfutterreichen Rationen, mit hohem Kohlenhydrat-Anteil und wenig Struktur, ist der Thiamin-Bedarf auch erhöht. Eine wichtige Quelle für Thiamin sind nämlich die Pansenbakterien, sie benötigen viel Rohfaser und produzieren dann Thiamin. Bei Verdauungsstörungen, zum Beispiel durch pilzbelastetes Futter oder bei einer Acidose kann die Thiamin-Produktion im Pansen vermindert sein. Ebenso können im Pansen Bakterien auftreten die Thiaminase produzieren, dazu gehört zum Beispiel Clostridium thiaminolyticus. Thiaminase ist ein Enzym welches das Thiamin zerstört.

Zu den Symptomen einer CCN zählt der Ophistotonus, daher auch der Name Sternenguckerkrankheit. Ophistotonus wird auch „Nackensteife“ genannt und ist ein Streckkrampf in der Rückenmuskulatur der zu einer Rückwärtsneigung des Kopfes führt. Weitere Symptome sind plötzlich eintretende Blindheit, wobei der direkte Pupillarreflex erhalten ist, der indirekte Pupillarreflex hingegen nicht. Ebenso können Miosis (Engstellung der Pupillen), Strabismus (schielen nach dorso-medial) und Nystagmus (Augenzucken) auftreten. Des Weiteren Muskelzittern und -zuckungen, Leerkauen und Streckkrämpfe der Beine. Bei der Untersuchung des Herzens fallen Bradykardie (verlangsamter Herzschlag) und unregelmäßiger Herzschlag auf.

Zur Diagnosefestigung kann man den Thiamin-Gehalt im Blut messen, in der Regel wird jedoch eine diagnostische Therapie mit Thiamin (zunächst intravenös, in den folgenden Tagen intramuskulär) durchgeführt. Zur Unterstützung sollte an Tag 1 der Behandlung einmal hoch dosiert Dexamethason gegeben werden. Aufgrund des Hirnödems werden Diuretika (z. B. Furosemid) über mehrere Tage gegeben.

Tritt nach 8 Stunden keine Besserung ein sollte die Diagnose hinterfragt werden. Wenn die Differentialdiagnosen (z. B. Meningitis, Güllegasvergiftung, Bleivergiftung, Kochsalzvergiftung, ISTMEN, Listeriose…) ausgeschlossen werden können, bleibt nur die Euthanasie.
Die Letalität, also die Wahrscheinlichkeit an der Krankheit zu sterben, ist mit 25-50 % relativ groß.

Zur Prophylaxe sind Futterumstellungen behutsam zu erfolgen. Die Ration muss ausreichend strukturierte Rohfaser enthalten. Der Thiamin-Gehalt im Futter sollte 3-10 mg/kg TS betragen. Sind in einer Gruppe Kälber an CCN erkrankt wird er für zwei Wochen auf 30-50 mg/kg TS erhöht.