Bluttransfusion beim Rind

Auch wenn wir es bei ausgewachsenen Tieren eher selten machen, kommt es bei schwachen Kälbern (gerade aus Mutterkuhhaltung) bei vorberichtlich schlechter/nicht vorhandener/ unbekannter Kolostrumaufnahme doch häufiger vor und gleicht einem absoluten Energie- und Immunbooster und ist schnell und einfach durchgeführt.

Die Kuh auf dem Bild erhält die Blutübertragung aufgrund einer hochgradigen Anämie (Blutarmut) nach einer schwerwiegenden Eutervenenverletzung mit hohem Blutverlust.

Je nach Körpergewicht des Empfängertieres benötigt man unterschiedliche Mengen Blut. Für die oben bereits erwähnten Kälber reichen in der Regel 0,5-1 Liter. Für ausgewachsene Kühe werden, je nach Anämiegrad, 5-10 L Blut gebraucht.

Auswahl des Spendertieres: klinisch allgemeingesund, nicht tragend (im Idealfall zuchtuntauglich, so dass eventuelle Leistungseinbußen keine Rolle spielen – denn eine Entnahme von 10 L Blut setzt auch einer gesunden Kuh etwas zu, 1 L dagegen steckt sie locker weg) und aus seuchenhygienischen Gründen natürlich vom gleichen Betrieb. Auch der Impfststatus (z.B. alte BHV1-Impftiere) ist zu berücksichtigen.

Die Entnahme erfolgt entweder in praktische Vakuumflaschen oder wie auf dem Bild zu sehen in 5 L Infusionskanister (oder ein 10 L Dauertropfkanister). Damit das Blut nicht gerinnt befüllt man das Gefäß vorher mit dem Gerinnungshemmer Natriumcitrat. Während der Blutentnahme muss der Behälter durchgängig sanft geschwenkt werden.
Da sie nicht gestaut werden muss und es idR ZU-Tiere sind, bietet sich die Eutervene zur Spende an, bei Entnahme kleiner Mengen geht es auch über die Vena jugularis, im Idealfall mit der Möglichkeit zu stauen (Staukette oder Strick).
Nach Beendigung der Blutentnahme ist es sehr nett dem Spendertier das verlorene Volumen in Form von physiolog. Kochsalzlösung zu ersetzen.

Die Übertragung des Blutes sollte dann zeitnah erfolgen.

Da das Rind 12 Blutgruppen hat, macht man (anders als beim Menschen) beim Rind keine Kreuzprobe, sondern spricht von einer „biologischen Vorprobe“, sprich man lässt ein paar Milliliter Spenderblut in das Empfängertier laufen und stoppt dann die Übertragung für 5-10 Minuten, um eine eventuelle Unverträglichkeitsreaktion abzuwarten. Anzeichen für eine Unverträglichkeit sind Tachypnoe, Tachykardie, Nase kräuseln und lecken, Zittern, Schaumbildung vorm Maul. In diesem Fall sollte die Übertragung selbstverständlich abgebrochen werden. Die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion steigt bei mehr als einer Transfusion vom gleichen Spendertier