Lungen-empfindlichkeit verschiedener Rinderrassen

Die Lunge beim Kalb ist noch nicht vollständig ausgereift. Im Verhältnis zum Körpervolumen ist sie eigentlich zu klein. Erst mit Erreichen des sechsten Lebensmonats hat sich das Verhältnis angeglichen. Das ist einer der Gründe weshalb Kälber so oft unter Atemwegserkrankungen leiden. Weitere Gründe sind unter anderem die Immunologische Lücke, Stressfaktoren (wie Umstallen oder Transport), Futterumstellungen, Eisenmangel und Managementfehler. Denn eine Atemwegserkrankung beim Rind ist eine Faktorenkrankheit.

Die Empfindlichkeit für Lungenerkrankungen ist bei den verschiedenen Rinderrassen unterschiedlich. In unseren Augen ist Braunvieh am empfindlichsten, gefolgt von Fleckvieh. Weißblaue Belgier begegnen uns zumeist als Kreuzungstiere (mit Schwarzbunten). Sie sind weniger empfindlich als die Rassen aus der Alpenregion. Am robustesten sind Schwarzbunte und Rotbunte Holsteinfriesian. Warum ist das so? Ganz früher wurden in Süddeutschland die Kälber nur im Sommer auf der Weide bei frischer Luft und Sonnenschein geboren. In Norddeutschland wurde die saisonale Abkalbung schon eher aufgegeben und die Kälber im Stall gehalten. Dadurch fand eine gewisse Selektion auf die Anpassungsfähigkeit der Kälber an die Stallhaltung statt.

Auch Weideabsetzer (oft Charolais oder Limousin) sind recht empfindlich, was oft daran liegt, dass ihre Spurenelementversorgung in der Aufzucht nicht ausreichend war. Zudem werden sie, obwohl sie erst viel später gehandelt werden als die oben genannten Rassen, oft nicht gegen Rindergrippe geimpft. Die Behandlung solcher Tiere ist für den Tierarzt eine besondere Freude.

Auf dem ersten Foto seht ihr Braunvieh mit einem schwarzen Kreuzungskalb. Auf dem zweiten Bild rechts ein Fleckvieh und links eine Weißblaue Belgier-Kreuzung (mit einem Herz auf dem Kopf).