Heute zeigen wir euch drei Kälber mit einer Missbildung in unterschiedlicher Ausprägung. Gemeinsam haben die Kälber eine Verkrümmung bzw. Knickung des Schwanzansatzes. Statt in einer Linie mit dem Rückgrat steht der Schwanz in einem Winkel zu diesem. Die Fortbewegung ist aufgrund von neurologischen Ausfällen unterschiedlich stark beeinträchtigt.


Kalb A ist ansonsten unauffällig, es kann normal laufen.


Kalb B hat zusätzlich einen zickzackförmigen Schwanz und Bewegungsstörungen der Hinterbeine.


Kalb C ist am schlimmsten betroffen. Es hat starke Bewegungsstörungen der Nachhand und kann nur schlecht stehen.
Bei allen drei Kälber gibt es keine Veränderungen an den Vorderbeinen, sie sind an sich auch lebensfroh, obschon Kalb C eine Woche nach den Fotos verstorben ist.
Wir haben die Kälber jetzt nicht genetisch untersucht, aber sie passen zu den von KROMIK et al. (2015) beschriebenen Fällen. Dort wird es „Vertebral and spinal dysplasia“ (VSD, „Wirbel und Rückenmark Missbildung“) genannt und ist gekennzeichnet durch Schwanzfehlbildungen und neurologische Defizite. Die Veränderungen am Schwanz sind variabel, aber er ist kürzer als gewöhnlich. Bei VSD kommt es nicht zu zusätzlichen Missbildungen am Darm, Harntrakt, Hirn oder Schädel.
Es ist ein dominant vererbter Gendefekt beim Holstein-Rind. Wenn solche Kälber geboren werden, also unbedingt Kontakt mit dem Rinderzuchtverband aufnehmen, um rauszufinden ob die Kuh oder der Bulle Verursacher ist und die Tiere aus der Zucht nehmen.
Im Lehrbuch „Innere Medizin und Chirurgie des Rindes“ („großer Rosenberger“) gibt es ein Bild das ähnlich aussieht, dort wird diese Erkrankung wry tail (Schiefschwanz) genannt. In anderen Publikationen zum wrytail sehen die Bilder allerdings anders aus. Es handelt sich ebenfalls um einen Genfehler, der beim Jersey-Rind beschrieben wurde. Sowohl wry tail als auch kinky tail (Knickschwanz) sind nicht für Holstein Friesian Rinder beschrieben.
Das Crooked Tail Syndrome bei Blauweißen Belgiern sieht ähnlich aus. Aber dort greift die Regel „Eine Missbildung kommt selten allein“. Diese Rinder haben zusätzlich Schädelfehlbildungen, Muskelveränderungen und wachsen langsamer (FASQUELLE et al. 2009).
Literatur
Ciepłoch, A., K. Rutkowska, J. Oprządek & E. Poławska (2017): Genetic disorders in beef cattle: a review. – Genes & genomics, 39(5), S. 461-471.
Fasquelle, C., A. Sartelet, W. Li, M. Dive, N. Tamma, C. Michaux, T. Druet, I. J. Huijbers, C. M. Isacke, W. Coppierters, M. Georges & C. Charlier (2009): Balancing selection of a frame-shift mutation in the MRC2 gene accounts for the outbreak of the Crooked Tail Syndrome in Belgian Blue Cattle. – PLoS genetics, 5(9), e1000666.
Kromik, A., M. Kusenda, A. Tipold, V. M. Stein, J. Rehage, R. Weikard & C. Kühn (2015): Vertebral and spinal dysplasia: a novel dominantly inherited congenital defect in Holstein cattle. – The Veterinary Journal, 204(3), S. 287-292.