Riss der Adduktorenmuskulatur

Um es gleich vorweg zu nehmen – diese Geschichte hat kein Happy End…

Könnt ihr erkennen, dass das rechte Hinterbein dieser festliegenden Kuh in einem abnormen Winkel abgespreizt ist?
Sie ist im Stall ausgerutscht und hat sich eine Zerreißung der Adduktorenmuskulatur zugezogen. Dadurch schafft sie es nicht mehr die eigene Gliedmaße an den Körper heranzuziehen, geschweige denn aufzustehen.

Die erste Verdachtsdiagnose wird durch die klinische Untersuchung (klassische Froschlage, ein-oder beidseitig) gestellt. Gestützt wird das Ganze durch einen entsprechenden Vorbericht und kann durch die Untersuchung einer Blutprobe bestätigt werden. Dabei untersucht man das Serum auf seinen Gehalt an dem Enzym Creatinkinase (CK). Die CK steigt bei akuten Muskelschäden um ein 1000faches ihres Referenzwertes an (meist >100.000 U/L).

Wichtig ist die Probe gleich zu Anfang zu nehmen. Liegt das Tier aus anderweitigen Gründen fest und die Probeentnahme erfolgt erst nach mehreren Tagen, kann der Enzymwert aufgrund des Festliegens oder Aufstellversuchen mittels der Beckenklammer falsch positiv sein.

Prognostisch ist solch eine Verletzung leider in der Regel als sehr ungünstig zu bewerten.

Wie vermeidet man solche Unglücksfälle am besten:

  • Tiere mit unsicheren Gang (z.B. direkt nach der Geburt oder mit beginnender Gebärparese) in eine Strohbox (mit Mistmatratze, also schön rutschfest) verbringen
  • ruhiger Umgang mit den Tieren beim Treiben
  • bei gefährdeten Tieren Vergrittungsgeschirr anlegen
  • glatte Fußböden aufrauen
  • Laufgänge breit genug anlegen, damit sich Tiere unterschiedlicher Ranghöhe aus dem Weg gehen können und es weniger Gerangel gibt

Auf dem Foto kann es sich theoretisch auch um einen Bruch des Beckenknochens handeln. Es konnte aber bei der Untersuchung durch Beugung und Rotation der Gliedmaße ausgeschlossen werden. Bei einer Fraktur spürt man in den meisten Fällen Krepitation.