Zitzenpolypen bei der Kuh

Kennt ihr auch den Vorbericht „die Kuh melkt nicht richtig“ bzw. „melkt mal gut und mal schlecht“, „sie melkt nicht leer“?

Das heißt für uns also das Euter genauer zu untersuchen. Neben normaler Palpation des Eutergewebes und dem Griff in die Zitzenzisterne ist in diesem Fall besonders der Zitzenrollgriff (siehe Video) von Bedeutung. Dabei fühlte man bei dieser Kuh zwei bewegliche, runde Strukturen die sich im Zitzenkanal befanden – pendelnde Zitzenpolypen („bungees“). Diese seht ihr auf dem ersten Bild. Zur besseren Einschätzung der Größe wurde eine Kanüle von 1,2 x 40mm daneben gelegt. Sie verursachten eine Zitzenstenose (Einengung/Verlegung des Zitzenkanals).

Diese Polypen entstehen durch Abschnürung von Gewebe. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Langes Blindmelken, chron. Entzündungen der Zitze oder ein zu hohes Vakuum können die Entstehung der Polypen begünstigen. Aber auch eine alte Zitzenverletzung kann ursächlich sein.

Differentialdiagnostisch sollten man eine frische gedeckte Zitzenverletzung oder auch Blutkoagel im Hinterkopf behalten.

Und was jetzt? Die Dinger müssen raus – so viel ist klar. Wie entfernt man diese Störenfriede jetzt?

Oberstes Gebot ist sauberes Arbeiten!
Also genug Handschuhe und reichlich Alkoholtupfer bereithalten, um die Zitze und das Instrumentarium ausreichend zu desinfizieren. Außerdem eine gute Fixation der Kuh für sicheres Arbeiten (gut für Mensch und Tier). Steht ein Klauenstand zur Verfügung kann man das entsprechende Hinterbein hochheben und frei und sicher agieren (Arbeitsschutz).

Im Glücksfall ist der Polyp klein genug und so flexibel, dass er sich ausmelken/ausstrippen lässt. Unsere Exemplare waren dafür allerdings viel zu groß.

Hug´sche Gloccke (1) und Fremdkörperfasszange (2)

Das klassische Instrument zur Entfernung solcher beweglichen Zitzenpolypen wäre die sogenannte Hug’sche Glocke (Nr. 1). Mit ihr „knabbert“ man Stück für Stück Gewebe ab und verkleinert den Polypen dadurch, bis er durch den Strichkanal passt (kann sehr langwierig bei wehrigen Tieren oder sehr großen Bungees sein und erhöht dadurch auch das Kontaminationsrisiko – Mastitis!)

Wir benutzen alternativ dazu gerne eine Fremdkörperzange (Nr. 2) aus dem Kleintierbereich. Diese verkürzt die Entfernungszeit enorm und verringert die Anzahl der nötigen Eingänge in den Zitzenkanal, senkt somit auch das Kontaminationsrisiko und die Mastitisgefahr, bei gleichzeitiger Schonung der Zitzenschleimhaut.