Heute zeigen wir ein Bindehautdermoid bei einem Kalb. Bei einem Dermoid handelt es sich um einen (meist) gutartigen Tumor, der schon bei Geburt vorhanden ist. Man sagt dazu gerne „versprengte Hautinsel“. Diese Missbildung kommt insbesondere beim Hereford-Rind vor, wurde aber auch schon bei vielen anderen Rinderrassen beschrieben. Die Ursache ist nicht unbedingt für alle Dermoide klar, beim Hereford-Rind soll es aber genetisch sein. Ein Zusammenhang mit Vitamin-A-Mangel wird vermutet.
Findet man eine solche Hautinsel mit Haaren am Auge eines Kalbes, so sollte man diese chirurgisch entfernen. Denn durch diese haarige Missbildung kommt es zu ständigen Reizungen des Auges, das stört nicht nur, sondern kann auch zu Entzündungen des Auges führen. Auf den Fotos sieht man ja bereits, dass das Auge vermehrten Tränenfluss hat.
Ein Dermoid am Auge kann an der Hornhaut, am Lidrand oder (wie in unserem Fall) an der Bindehaut auftreten. Die Entfernung ist an der Bindehaut am einfachsten.
Das Kalb wurde in Narkose gelegt, das Dermoid mit einer Klemme angehoben und mit dünnem resorbierbarem Faden abgebunden. Ein Schnitt und das war dann auch schon die Augenoperation.
Die Operation ist jetzt einen Monat her und wenn man die Ohrmarken-Nummer von dem Kalb nicht weiß, dann findet man es nicht wieder. Sprich: es ist super verheilt. Das Kalb entwickelt sich normal weiter. Es ist ein männliches Kalb und es befindet sich in einem Maststall. Ein Zuchtausschluss muss für dieses Kalb also nicht mehr ausgesprochen werden, denn es ist ohnehin kein Zuchttier.
Literatur
Barkyoumb, S. D., & H. W. Leipold (1984): Nature and cause of bilateral ocular dermoids in Hereford cattle. – Veterinary Pathology, 21(3), S. 316-324.
Hof, K. A. (2016): Klinische, pathomorphologische und sonographische Untersuchungen am Rinderauge. – Dissertation, FU Berlin, 350 S.